Chancen, Grenzen und Alternativen
Wasserstoffheizungen gelten als Hoffnungsträger für die Wärmewende. Immer häufiger fragen Hausbesitzer nach sogenannten H₂ready-Gasheizungen. Doch was steckt wirklich dahinter? Lohnt sich der Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff schon heute – oder ist es eher Zukunftsmusik?
Was bedeutet H₂ready bei Heizungen?
Viele Hersteller bieten inzwischen Gas-Brennwertgeräte mit dem Label „H₂ready“ an. Technisch bedeutet das:
- Geräte können einen gewissen Anteil Wasserstoff im Erdgasgemisch verbrennen.
- Für den Betrieb mit 100 % Wasserstoff sind Anpassungen an der Verbrennungstechnik notwendig.
Der Unterschied liegt in den physikalischen Eigenschaften:
- Heizwert: Wasserstoff 3 kWh/m³ vs. Erdgas 10 kWh/m³ → 3-fach höheres Volumen nötig.
- Flammentemperatur: H₂ ca. 2.130 °C vs. Erdgas 1.960 °C.
- Reaktionsgeschwindigkeit: Wasserstoff verbrennt deutlich schneller.
👉 Fazit: Technisch machbar, aber praktisch derzeit kaum nutzbar.
Welche Hersteller bieten Wasserstoff-Heizungen an?
- Buderus stellte auf der ISH den hybridfähigen Logamax plus GBH172i vor. Das Gerät ist H₂ready und kann später mit 100 % Wasserstoff laufen – Umrüstkits sollen ab 2029 verfügbar sein.
- Remeha hat sich dagegen zurückgezogen. Nach Pilotprojekten wurden die Pläne für reine Wasserstoffkessel gestoppt.
Die Branche setzt aktuell eher auf Hybridlösungen mit Wärmepumpe und Gasbrennwerttechnik.
Wie viel Wasserstoff steht künftig für Heizungen zur Verfügung?
Die Bundesregierung plant bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 10 GW. Das klingt nach viel, entspricht aber nur ca. 88 TWh – während der gesamte deutsche Wärmesektor 632 TWh benötigt.
👉 Ergebnis: Wasserstoff wird in erster Linie für Industrie und Verkehr gebraucht. Für Privathaushalte bleibt kurzfristig wenig übrig.
Kostenfaktor: Was kostet grüner Wasserstoff?
Studien rechnen bis 2030 mit 2–3 €/kg für grünen Wasserstoff. Das entspricht ca. 7–10 Cent/kWh. Damit ist er teurer als Erdgas und aktuell auch kein günstiger Heizenergieträger.
Farben des Wasserstoffs – und was sie bedeuten
- Grau: aus Erdgas, klimaschädlich.
- Blau: aus Erdgas mit CO₂-Speicherung (CCS), umstritten.
- Türkis: durch Methan-Pyrolyse, begrenzte Mengen.
- Grün: Elektrolyse mit erneuerbaren Energien → einzige nachhaltige Lösung.
Nur grüner Wasserstoff macht für Heizungen Sinn – aber seine Verfügbarkeit ist auf Jahre hinaus begrenzt.
Alternativen zur Wasserstoffheizung
Da Wasserstoffheizungen erst langfristig eine Option sein werden, bieten sich sofort verfügbare Lösungen an:
- Wärmepumpen (auch in Bestandsgebäuden immer attraktiver)
- Hybridheizungen (Gas-Brennwert + Wärmepumpe)
- Heizungsoptimierung (hydraulischer Abgleich, Heizungswasseraufbereitung)
Fazit: Wasserstoff-Heizungen sind Zukunftsmusik
- Viele Geräte sind schon heute H₂ready, aber ohne verfügbaren Brennstoff bringt das keinen Vorteil.
- Wasserstoff wird in den nächsten Jahren vor allem in Industrie und Verkehr benötigt.
- Für Privathaushalte sind Wärmepumpen und hybride Systeme die bessere Wahl.
👉 Ehrliche Beratung im SHK-Handwerk: Wasserstoffheizungen sind eine spannende Option – aber erst in der Zukunft.